Der Aufbauverlag war so freundlich mir den Roman „Die Vegetarierin“ der Autorin Hand Kang als Rezensionsexemplar kostenlos zur Verfügung zur stellen. Vielen lieben Dank an den Verlag und Frau Seiler für die nette Betreuung. 🙂
~°~ Das Buch ~°~
Han Kang
Die Vegetarierin
Aufbau Verlag / 15.08.2016
Seiten: 190 [HC]
ISBN: 9783351036539
~°~ Klappentext ~°~
Ein seltsam verstörendes, hypnotisierendes Buch über eine Frau, die laut ihrem Ehemann an Durchschnittlichkeit kaum zu übertreffen ist – bis sie eines Tages beschließt, kein Fleisch mehr zu essen
~°~ Eindrücke/ Meinungen ~°~
~°~ Cover ~°~
Auf den ersten Blick sieht der Betrachter hier vermutlich nur jede Menge Blumen. Schöne Orchideen, um genau zu sein. Doch betrachtet man es einmal genauer, so sind Körperteile zu erkennen: Hier ein Auge, dort eine Hand und sogar ein Fleischstück hat sich im Bukett versteckt. Die Körperteile und besonders das Fleischstück machen Sinn, wenn man an den Titel des Buches denkt. Die Blumen erschließen sich, wenn man das Buch gelesen hat. Passend ist das Cover daher. Leider finde ich dennoch keinen Gefallen daran, denn das Gebilde sieht sehr künstlich aus. Mitten in der Collage ist sogar das Metallgestänge zu erkennen. Gute Idee, aber schlecht umgesetzt. Schade.
Wird der Schutzumschlag entfernt, so hält der Leser ein schlichtes braunes Buch in der Hand. Lediglich der Titel, der Name der Autorin und das Verlagslogo sind am Buchrücken zu sehen. Mir gefällt es ist wesentlich besser. Es ist irgendwie edel.
~°~ Inhalt / Meinung ~°~
Ein wirklicher Roman ist es nicht, eher drei Kurzgeschichten. Das ist leider nicht sehr gut umgesetzt, da jede Geschichte von einer anderen Person erzählt wird. Es dauert immer einige Seiten, bevor ich verstand wer denn nun erzählt.
Zusammenfassend lässt sich aber sagen, dass sich alles um die junge Yong-Hye dreht. Eines Nachts hat sie einen Traum. Danach beschließt sie auf tierische Produkte zu verzichten. Sehr zum Leidwesen ihres Mannes und der restlichen Familie, denn rigoros entsorgt sie Fleisch, Fisch, Eier, Milch und auch ihre Lederkleidung. – Und hier findet sich schon ein Fehler im Titel, denn damit ist die junge Frau keine Vegetarierin, sondern sogar Veganerin.
Als erstes lernt der Leser Yong Hye und ihren Mann Chong kennen. Hier ist der Weg zur Wandlung sehr gut, bildlich und emotionsgeladen, beschrieben. Die junge Frau kämpft mit jeder Menge Vorurteilen und vor allen Dingen mit dem Unverständnis der anderen Menschen. – Da ich selbst Vegetarierin bin, weiß ich, dass es diese Situationen, so grotesk sie auch scheinen, leider Realität sind. Allesesser sagen zwar immer: „Jeder soll essen was er will. Die ganze Diskutiererei der Vegetarier nerven einfach nur.“ Und doch sind es immer genau diese Personen, die am Essenstisch anfangen zu diskutieren – ohne dass der Pflanzenesser auch nur ein Wort gesagt hat. – Die junge Frau in diesem Roman beschließt daraufhin sich mit ihrer ganz eigenen Technik zu wehren: Sie isst gar nichts mehr, nur noch Sonne nimmt sie in sich auf. An dieser Stelle bekommt die Geschichte einen esoterischen Touch, hat doch auch die Lichtnahrung nicht wirklich etwas mit dem Vegetarismus zu tun.
Auch der Schwager erzählt aus seiner Sicht. Anfangs sehr emotionslos und monoton, dann stetig steigert bis zu, Höhepunkt. – Im wahrsten Sinne des Wortes, denn er scheint nur eines im Kopf zu haben: Sex. Die Seiten triefen förmlich vor sexuellen Anzüglichkeiten und nackten Körper. Leider ist es nur bedingt erotisch dargestellt und gleicht teils eher einem Softporno. Einfach nicht passend zum Grundthema des Romans.
Das Ende ist wenig überraschend und besteht größtenteils aus Rückblicken und Aufständen der Protagonistin – aber auch davon, den eigenen Willen zu behalten.
~°~ Fazit ~°~
Leider ein doch verwirrendes Buch, welches äußerst vielversprechend startet und dann rapide Abfällt. Mit dem Titel und dem Thema, dass der Leser sich verspricht, hat es leider nicht wirklich viel zu tun. Für mich eine derbe Enttäuschung …